Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer
Am Montag, 23. Jun 2008 im Topic 'Buchkritiken'
Bewertung: 5 von 5 Sternen
Inhalt: Wenn man sich auf einer Autofahrt dabei erwischt, einen Umweg einzuschlagen, nur um noch mehr von diesem Hörbuch hören zu können, dann ist das ein recht eindeutiges Zeichen. So passiert jedenfalls bei Daniel Glattauers Gut gegen Nordwind: Dem E-Mail-Hin-und-Her der zwei Protagonisten, die zufällig aneinander geraten und bald nicht mehr voneinander lassen können, folgt man gespannt und amüsiert. Und jeder, der schon einmal etwas Ähnliches erlebt hat, muss dem Autor gratulieren, wie gut er diesen Vorgang des Kennenlernens geschildert hat, diese unwiderstehliche Mischung aus Distanz und Intimität, die zwischen Fremden durch elektronische Botschaften so rasch entstehen kann.
Kritik: Der komplette Roman ist in E-Mail-Form geschrieben, sodass sich das Buch relativ schnell lesen lässt. Im Prinzip liest man nur von den beiden Hauptcharakteren Leo und Emmi, Nebencharaktere gibt es so gut wie gar nicht. Lediglich eine kleine Rolle spielen Emmis Ehemann Bernhard (der gegen Ende sogar ein paar E-Mails mit Leo austauscht), Emmis Freundin Mia und Leos Verflossene Marlene. Anfangs vergeht mir die Zeit im Buch etwas zu schnell, denn schon nach ein paar Seiten kennen sich Leo und Emmi angeblich schon ein gutes Jahr. Man hätte den E-Mail-Verkehr der beiden ruhig noch ein wenig ausschmücken können, sodass der Leser mit den beiden Hauptcharakteren etwas vertrauter wird. Durch das Buch schlängelt sich eine hübsche – auch mal etwas „andere“ – Liebesgeschichte, nur das Ende ist mir persönlich etwas zu abgehackt und schnell gegangen. All das, was sich Emmi und Leo in den vorangegangen 210 Seiten aufgebaut haben, wird auf den letzten Seiten quasi zunichte gemacht. Das Buch hat für mich persönlich kein würdiges Ende; nicht für dieses Buch, was seitenweise so voller Leben und Gefühlen war. Das Ende lässt über so vieles nachdenken, lässt Raum zum Spekulieren und all diese Mutmaßungen machen für jeden Leser einen eigenen individuellen Schluss aus.
Das Hörbuch ist eher ein Hörspiel mit zwei tollen Sprechern, die einem das Buch noch näher bringen und so lebendig halten. Ein klasse Buch mit einer wunderbaren Hörspiel-Version!